Design Thinking. Anders denken, anders arbeiten

Ein Gespräch mit Isabel Häffner und Claudia Menzel

4. Oktober 2017

Design Thinking soll zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung von Ideen führen. Hinter dem Begriff steckt die Annahme, dass sich Ideen besser entwickeln lassen, wenn Menschen aus unterschiedlichen Fachgebieten kreativ zusammenarbeiten. Design Thinking ist – wie der Name schon vermuten lässt – an die Arbeitsweise von Designern angelehnt, die entwerfen, verwerfen, gestalten, vorantreiben, verfeinern und ausführen. Das Konzept beinhaltet also den kreativen Prozess und beschreibt eine innovative Denkmethode. Große Unternehmen und Verwaltungsapparate müssen sich diesen Prozess erst noch zu Eigen machen. Ob er bei unseren Messearchitekten bereits zum Alltag gehört, wollen wir von den beiden Architektinnen Claudia Menzel und Isabel Häffner wissen.

#Lässt sich die Idee des Design-Thinking auf die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden anwenden? Falls ja, inwiefern?


Claudia Menzel:
Es ist der Idealfall, wenn wir so arbeiten können. Dazu gehört das Vertrauen der Kunden, die Zeit in Gespräche und gemeinsame Entwicklung zu investieren. Wenn wir zusammensitzen und in guter Atmosphäre einfach Ideen wertfrei zusammenwerfen und verwerfen können. Das Knowhow der Kunden, die ihre Produkte und deren Vorzüge am besten kennen, ist wichtig, um die Bedürfnisse zu verstehen und den Ablauf auf dem Stand optimal zu unterstützen.

Isabel Häffner: Oft ist es sogar hilfreich, wenn wir als Fachfremde das Produkt im Gespräch verstehen lernen. Um dem Kunden zu spiegeln, welche Informationen ein Außenstehender zunächst braucht. Manchmal sind es ganz banale Fragen, die zum Kern führen und dem Kunden helfen, sein Alleinstellungsmerkmal auf dem Stand herauszustellen. Langjährige Beziehungen zu unseren Kunden helfen natürlich, da auch von Veranstaltung zu Veranstaltung weitere Optimierungen möglich sind. So haben wir die Chance, auf die Reaktionen in der Praxis zu reagieren und uns gemeinsam weiterzuentwickeln.

#Ist eine gute Atmosphäre, in der sich alle wohlfühlen, wichtig, um gemeinsam ein Projekt zu realisieren?

Claudia Menzel: Unbedingt! Für uns gehört die Begegnung auf Augenhöhe dazu, gerne nutzen wir persönliche Treffen, um in angenehmem Rahmen bei einem guten Kaffee gemeinsam Dinge zu erarbeiten oder weiterzuentwickeln. Da ist es auch mal möglich, auf den ersten Blick absurde Ideen in den Raum zu stellen und laut nachzudenken. Oft entwickeln sich dabei wie in einem Ping-Pong-Spiel die Ideen weiter.
Isabel Häffner: Gutes, vertrauensvolles Miteinander ist die Basis, um Dinge auch mal kritisch hinterfragen zu können und somit das Projekt gemeinsam weiterbringen zu können.

#Was tun Sie – im Kleinen wie im Großen –, um Ihre Kunden glücklich zu machen?

Claudia Menzel: Wir schätzen es besonders, wenn wir ein gutes Verhältnis zu unseren Kunden entwickeln, in dem wir auch persönlich eine gute Ebene finden. Da hat man auch Zeit für ein paar private Worte abseits des Messegeschäfts. So lernt man im Idealfall auch die Wünsche und Sorgen unserer Kunden kennen und kann auch Aufgaben abnehmen, die außerhalb des Standard-Repertoires liegen. (lacht) Zum Beispiel einen Heizstrahler für besonders zugige Aufbautage besorgen. Letztendlich macht uns ein Punkt eigentlich immer gemeinsam glücklich: Wenn ein schöner Stand entsteht, der gut funktioniert.

Isabel Häffner: Unser Kunde soll mit jedem noch so ungewöhnlichen Problem zu uns kommen können und sich dann gut beraten und betreut fühlen.

#Was verändert sich Ihrer Meinung nach, wenn man nicht wie ein Ingenieur oder Controller, sondern wie ein Designer denkt?

Claudia Menzel: So ganz ausschalten kann ich die anderen Rollen wohl nie, weil die Umsetzung und das Budget immer auch Teil der Aufgabe sind. Mit Funktionalität, Ästhetik und einem stimmigen Gesamtbild erreicht man im Idealfall aber eine andere Ebene, auf der Kompromisse gefunden werden können.

Isabel Häffner: Es gehört für mich als Designer unbedingt dazu, meinen Kunden auch in Bezug auf sein Budget, auf Kosten und Nutzen zu beraten, daher ist dieser Bereich immer im Prozess involviert.Design Thinking fordert eine stetige Rückkopplung zwischen dem Entwickler einer Lösung und seiner Zielgruppe.

#Hand aufs Herz: Was halten Sie von einem Trend wie diesem?

Claudia Menzel: Ich will es gar nicht als Trend bezeichnen. Es ist keine kurzlebige Erscheinung. Der Begriff beziehunsweise die Benennung des Prozesses als Design Thinking ist aktuell weiterverbreitet als früher; das Prinzip wird aber in vielen Bereichen schon lange angewendet. Ohne Rückkopplung zwischen Kunden und Entwickler stehen die Chancen einfach deutlich schlechter, genau den Geschmack zu treffen und alle Eckdaten zu berücksichtigen.

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