Der Zukunft zugewandt und der Tradition verpflichtet

Ein Gespräch mit Andrea Walburg und Randolph Maurer

29. Januar 2018

Markt und Gesellschaft verändern sich nach wie vor in rasantem Tempo. Digitalisierung, Internationalisierung, Demographie, Kostendruck, Arbeitsverdichtung, Bürokratisierung setzen auch die Familienunternehmen zunehmend unter Druck.
imb: troschke befindet sich seit 84 Jahren in Familienhand. Familienunternehmen haben einen guten Ruf in der Gesellschaft. Sie werden als verlässlich wahrgenommen und genießen Vertrauen – anders als kapitalmarktorientierte und Großkonzerne.

#Worin liegen die Unterschiede zwischen kapitalmarktorientierten und Familienunternehmen, Herr Maurer?
Randolph Maurer: Im Management von kapitalmarktorientierten Unternehmen spielen Empathie und persönliche Verantwortung für das Unternehmen oder dessen Mitarbeiter fast keine Rolle. Es muss kaum Rücksichten nehmen. Diese Unternehmen sind dem Kapitalmarkt ausgeliefert und die Führung – anders als wir – nicht immer Herr des Unternehmens. Familiengeführte Unternehmen sind nachhaltiger, verlässlicher und können schneller auf Veränderungen reagieren. Die Unternehmensführung fühlt sich einer Tradition verpflichtet. Die Firmen können selbst in Krisenzeiten ihren Kurs halten, weil der Manager bleibt. Die Familien sind sich ihrer Werte bewusst und handeln konsistenter. Im deutschen Mittelstand gibt es eine Vielzahl an „Hidden Champions“. Familiengeführte Unternehmen, die ihre Nische gefunden haben, besetzen und sehr erfolgreich international agieren.

#Tragen Sie als Familienunternehmer größere Verantwortung für Ihre Mitarbeiter als etwa Manager eines Großunternehmens?
Andrea Walburg: Die Verantwortung für sich und seine Arbeit im Unternehmen trägt jeder Mitarbeiter selbst. Jeder ist Teil des Unternehmens und trägt durch seine Arbeit zu unserem Qualitätsanspruch und Erfolg bei.
Randolph und ich sind uns sehr wohl bewusst, dass unser Unternehmen in seiner Arbeit Verantwortung für die Familien aller Kollegen trägt.
Es ist uns sehr wichtig, dass die Fluktuation gering bleibt und unsere Mitarbeiter eine lange Verweildauer haben. Nur so können wir stabile Prozesse einhalten und optimieren. Wir belasten einen Mitarbeiter nicht über die Grenzen damit der Gewinn stimmt, sondern wollen, dass jeder, der bei uns arbeitet, neben seinem Job auch ausreichend Zeit für Familie, Freunde und Hobbys hat.

#In welcher Tradition sehen Sie sich als Firmeninhaber und Geschäftsleitung?
Andrea Walburg: Da muss ich kurz in die Historie unseres Unternehmens eintauchen: Hermann Troschke, der Firmengründer war ein hervorragender Handwerker, der stets direkt mit seinen Kunden zu tun hatte. Sein Sohn Peter, der in den 70er Jahren das Unternehmen übernahm, legte als Betriebswirt den Fokus auf eine Expansion des Betriebes als Messebauer. Mein Vater, Schreinermeister und Techniker, war der Spezialist für alle produktionstechnischen Lösungen. Gemeinsam war beiden Generationen, dass die individuellen Ansprüche der Kunden ohne große Hierarchien umgesetzt wurden und der Kunde jederzeit direkt mit den Machern zu tun hatte und unseren FullService erfahren durfte.
Das hat sich auch bei uns nicht geändert. Wir vereinen das Strategische mit dem Betriebswirtschaftlichen und dem Kreativen und behalten diese oben beschriebene Herkunft als Messebauunternehmen bei.

Randolph Maurer: Wir stehen in einer guten Tradition: Seit vielen Jahren sind wir ein Messebau-Fullservice-Unternehmen im besten Sinne. Wir bieten alles von der Kreation bis zur Schlüsselübergabe. Für diesen gesamten Entstehungsprozess verfügen wir über exzellentes Knowhow und unsere Kunden haben lediglich einen Ansprechpartner. Reibungsverluste zwischen Agentur/Kreation und Ausführung kennen wir nicht.

#Sprechen wir über die Firmennachfolge. Ist das bei Ihnen überhaupt schon ein Thema?
Randolph Maurer: Für familiengeführte Unternehmen ist das jederzeit ein to-do. Die Erwartungshaltung der Eltern an die Kinder ist, offen oder unterschwellig, zumeist da. Das ist für junge Menschen nicht immer einfach. Kinder sind heute emanzipierter, sie formulieren ihre eigenen Wünsche und entziehen sich dem Diktat der Eltern. Es gibt keine Zwangsläufigkeit mehr.

#Wie werden Sie damit umgehen, wenn sich in der Familie keiner findet, der weitermacht?

Andrea Walburg: Wenn bei uns die Kinder der vierten Generation kein Interesse haben, das Unternehmen weiterzuführen, ist das eine Entscheidung die wir akzeptieren. Wir werden dann aber gewissenhaft dafür Sorge tragen, dass das Unternehmen imb: troschke Bestand haben wird.

#Gibt es noch andere Dinge, Ereignisse, gemeisterte Herausforderungen auf die Sie beide stolz sind?
Andrea Walburg: Mich macht stolz, dass wir Kunden gewonnen haben für die wir einen weltweiten Markt bedienen. Mich macht stolz, dass wir, nachdem wir das Unternehmen übernommen haben und uns neu aufgestellt haben, direkt mit dem ersten Stand einen FAMAB AWARD gewonnen haben. Und stolz macht mich auch die jüngste Herausforderung für einen langjährigen Kunden, in kürzester Zeit ein System zu entwickeln und umzusetzen, in dem das ganze Projektteam geschnurrt hat wie ein Uhrwerk.
Und ich bin stolz darauf, dass wir auf Randolphs Anregung Wohlfühlaspekte bei unserem Umbau des Firmensitzes berücksichtigt haben und in so schönen Räumen arbeiten können.

#Zum Schluss eine Frage, die auch in die Zukunft weist: Was macht imb: troschke aus?
Andrea Walburg: Wir wissen, was wir wollen und welche Kunden wir wollen. Da haben wir eine ganz klare Haltung und diese ist vielleicht schon unsere DNA als Familienunternehmen. Aber man weiß nie, was kommt. Wir werden die Augen offen halten und bei Bedarf reagieren. Das kann ein kleines Familienunternehmen sehr schnell und konsequent. Bei allem was wir auch zukünftig tun, lassen wir uns aber immer von moralischen und ethischen Grundsätzen leiten.

Das Gespräch führte Elke Kaltenschnee.

Die kleinen und mittleren Unternehmen umfassen in der Bundesrepublik Deutschland rund 99,6 % aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen, in denen knapp 59,2 % aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten angestellt sind, rund 35,5 % aller Umsätze erwirtschaftet werden sowie rund 82,2 % aller Auszubildenden ausgebildet werden.
(Quelle: irm-bonn.org)
http://www.familienunternehmen.de/ und www.ifm-bonn.org