Im Gespräch mit Elke Kaltenschnee: Über die Arbeit mit einem Bot

28. April 2023

Elke und ich haben darüber gesprochen, wie und in welchen Zusammenhängen uns KI künftig begleiten wird.

Andrea:
Wir beide lieben Kunst, anspruchsvolle und gut recherchierte Texte und denken gern gemeinsam über die Zukunft nach. Dabei stehen oft gesellschaftliche und soziale Entwicklungen im Mittelpunkt. Unsere aktuelle Kampagne the fair experience ist mit Texten des Chat GPT entstanden. Ich wollte ausprobieren, ob diese Technologie für unsere Zwecke einsetzbar ist. Für das Experiment habe ich dem Bot Fragen gestellt und Dir, Elke diese Inhalte zugespielt, um daraus Texte für unsere Kampagne zu erstellen.

Wie war diese Erfahrung für Dich?

Die Texte, die der Chatbot generiert hat, fand ich ziemlich öde. Der Chatbot hat zum Beispiel extrem oft das Modalverb „kann“ in Variationen verwendet. Das ist für unsere Zwecke nicht zu gebrauchen. Ich war da mit meiner Aufmerksamkeit relativ schnell raus. Inhaltlich gab es den einen oder anderen interessanten Input. Die Texte, die wir beide bisher in regem Austausch entwickelt haben, bringen unsere Anliegen besser auf den Punkt. Sie sind ansprechend und auf unsere Zielgruppe abgestimmt. Das Experiment war durchaus interessant, weil es mir – und ich glaube auch dir – gezeigt hat, welche Kreativität wir gemeinsam entwickeln.

Glaubst Du, dass kreative Konzepte künftig durch Bots generiert werden können?

Wer hätte gedacht, dass Smartphones oder Apps einen weltumspannenden Siegeszug antreten, Kommunikation revolutionieren oder einfach unser Leben erleichtern.
Chatbots haben grundsätzlich großes Potential – auch das Potential kreative Inhalte zu generieren. Sie sind schließlich lernfähig und greifen auf eine ungeheure Vielzahl und Vielfalt an Inhalten im Netz zu. Noch steht die Technologie am Anfang. Da ist noch viel Luft nach oben, nicht nur als Hausaufgabenerledigungs-, Referateformulier- oder Geburtstagsgeschenkvorschlags-Tool.
In unserem konkreten Fall war es so, dass der Chatbot nicht in der Lage war, unseren Spirit und unseren Stil, die sprachliche Färbung unserer Kommunikation zu generieren. Seine Texte waren verquast und holzschnittartig. Wenn der Bot es hinkriegt, Texte auf einer Unternehmensseite wie der unseren zu analysieren und den Stil nachzubauen, könnte sich das ändern.

Ich mag es, neue Technologien auszuprobieren und zu schauen, wie sie uns bereichern können und uns dazu bringen neue Impulse zu geben. CHAT GPT wird keine Eintagsfliege sein, sondern revolutionär. Wo siehst Du Chancen, wo Gefahren?

Wir sollten die Geschwindigkeit, mit der sich neue Technologien durchsetzen, also Mainstream werden, nicht überschätzen. Aber wir sollten die Wirkung, die sie dann entfalten, nicht unterschätzen. Heißt: Noch mag der Bot holzschnittartig formulieren, in Zukunft wird sich das ändern. Gefahren sehe ich darin, dass die Technologie von Trollen oder Trollfabriken für propagandistische Zwecke, für die Verbreitung von Fake News missbraucht werden könnte. Es ist für User nicht nachvollziehbar, aus welchen Quellen die Informationen stammen. Das macht es sehr schwer, Inhalte zu überprüfen. Ist ja bereits in den Social Media ein Riesenproblem. Außerdem sind Urheberrechtsverletzungen vorprogrammiert.

Welches Fazit ziehst du aus dem Experiment?

Der Bot ist ein Tool, den Menschen für ihre Zwecke nutzen können. Es ist ihre Verantwortung, die Inhalte mit kritischem Blick zu prüfen. Die Aufgabe des Users wird in Zukunft möglicherweise nicht mehr sein, schöne Texte zu schreiben oder kreative Konzepte zu erstellen, sondern die Interaktion mit KI. Der Mensch stellt der KI eine Aufgabe und kontrolliert, prüft, hinterfragt das Ergebnis. Wir sollten die Chancen ergreifen, den Umgang mit neuen Technologien erlernen und vor allem offen bleiben.