Messeaufbau hautnah. Ein Bericht über Teamwork und Prozesssteuerung

6. November 2018

„Wir sind in der 4.2 fertig und gehen jetzt in die 5.1“, sagt Benjamin Bartl. Dann schiebt er die orangefarbene Schultertasche nach hinten, zieht mit dem Fuß das rechte Pedal nach oben, tritt an und fährt auf seinem silbernen Klapprad aus der Halle 4.2 hinaus. Der große bärtige Mann gehört zum 20-köpfigen imb: troschke-Team, das in diesem Jahr erneut den Aufbau der Messestände für die Frankfurter Buchmesse stemmt.

In den Hallen riecht es nach Holzstaub und Kleber. Nach Putzmittel und den Abgasen der Gabelstapler. Laut ist es auch. Hier kniet ein Monteur über einer Säge, um eine Leiste zuzuschneiden, dort kleben zwei andere Wände ein. Ein Team lässt sich bei der Arbeit von Musik begleiten. Aus dem Radio quäkt heiser Phil Collins. Mit großem Geschick umfahren Staplerfahrer Stände und Palletten, mannshohe Stapel eingeschweißter Sitzbänke und nicht zuletzt die konzentriert arbeitenden Messebauer in ihren schwarzen T-Shirts mit dem imb: troschke-Logo. Sie fahren das Material an, das die Aufbautrupps brauchen. Für Außenstehende mag das alles wie ein großes Durcheinander wirken, doch der Aufbau folgt einer eng getakteten, ausgeklügelten Logik.

Bevor die Messestände aufgebaut werden können, müssen erst einmal die Teppichböden am Stand verlegt sein. Danach ist imb: troschke dran. Insgesamt drei Tage haben die Teams Zeit, um auf zehn Hallenebenen tausende Stände zu errichten. Erst wenn diese Drei-Tages-Frist verstrichen ist, dürfen all jene Verlage, die mit einem eigenen Stand vertreten sind, loslegen.

Die Trupps errichten Systemstände aus Einzelwänden und anderen Teilen, wie zum Beispiel Sitzbänke und Deckenrahmen. Ein schmaler älterer Mann trägt eine Systemwand in einer der weitläufigen Hallen zu seinen Kollegen. „Darf ich die mal hochheben“, frage ich und habe sie, obwohl der Schmale ein zweifelndes Gesicht macht und zögert, schon an beiden Seiten gepackt. Ich gehe leicht in die Knie, ziehe den Bauch ein und hebe das unhandliche Teil mit großer Mühe nur wenige Zentimeter vom Boden ab. „Respekt“, sage ich. „Ganz schön schwer.“ Die Männer lachen breit.

Die internationale Messe mit ihren mehr als 7100 Ausstellern auf knapp 170.000 Quadratmeter Fläche und über 400.000 Titeln ist für das mittelständische Unternehmen ein großes Projekt.

Möglich wird diese logistische Meisterleistung unter anderem durch das gut eingespielte imb: troschke-Stammteam, das vor Ort die Arbeiten koordiniert, beaufsichtigt und anschließend kontrolliert. Nicht nur Benjamin, sondern auch Horst Reis, Wladimir Hamburg und Karl Reis sind dazu mit dem Fahrrad – oder dem Roller – in den Messehallen unterwegs.

„Wir müssen versuchen, in den ersten drei Aufbautagen so viel wie möglich zu schaffen. Im Moment sind – bis auf die Maler, die Elektriker und die Teppichleger – nur unsere eigenen Leute in den Hallen. Später wird das Durchkommen schwieriger und alles dauert entsprechend länger“, sagt Wladimir. Er arbeitet seit 10 Jahren bei imb: troschke und koordiniert, genau wie Karl, welcher Aufbautrupp wo eingesetzt wird und stellt sicher, dass das benötigte Material zeitgleich mit den Monteuren am jeweiligen Standort ist.

Auch in Halle 3.1 ist der Aufbau nun abgeschlossen. Elektriker verlegen Stromschienen, kümmern sich um Licht und Stromversorgung am Stand. Mit einem großen Baumwollmopp reinigt eine ältere Frau die Außenwand eines Standes, gleich um die Ecke wischt ein Mann dessen Inneres. Paul Bege, der sich bei imb: troschke als Ferienjobber Geld verdient, kontrolliert den Aufbau und markiert auf einem Plan genau, wo noch einmal nachgearbeitet werden muss. Karl Reis zieht einen Ordner aus seiner Schultertasche und schlägt ihn auf. Dann greift er zum Telefon und sagt: „Wir sind hier fertig. Wir machen jetzt in Halle 3.0 weiter.“ Er blickt auf, lacht freundlich und radelt auf seinem Klapprad davon.