Die Veränderungsformel

V x U x E > W

V = Vision
U = Unzufriedenheit
E = Energie
W = Widerstand

Umdenken ist das neue Kreativ. Gewohntes verändern, heißt: Visionen können entwickelt werden, wenn Unzufriedenheit und Tatkraft stärker wiegen als innere und äußere Widerstände. Klingt kompliziert? Ist so – und wir stecken mittendrin: Nur wenn Widerstände überwunden werden, kommt es zu Veränderung.

Was heißt das?

Wenn jemand mit dem Status Quo unzufrieden ist und eine Vision entwickelt, wie es besser sein könnte, dazu die Energie aufbringt, die erkannte Herausforderung anzunehmen und das Problem anzupacken, dann kann etwas verändert werden. Allerdings müssen Vision, Unzufriedenheit und Tatkraft stärker wiegen als innere und äußere Widerstände. Nur wenn diese Widerstände überwunden werden, kommt es zu Veränderung.


 

Schweden: Der lebensrettende Klick

Bis in die 1950er Jahre haben Autos nur selten Sicherheitsgurte – und wenn, dann höchstens Beckengurte. 1958 will der schwedische Autobauer Volvo die Sicherheit seiner Fahrzeuge verbessern, um auf dem US-amerikanischen Markt Fuß zu fassen. Volvo-Chef Gunnar Engellau stellt den Flugzeugingenieur Nils Ivar Bohlin als Sicherheitsingenieur ein. Bohlin hatte zuvor bei Saab an der Entwicklung von Schleudersitzen für Überschallflugzeuge mitgearbeitet. Der Sicherheitsexperte erkennt bei seiner Arbeit für Volvo die begrenzte Wirkung von Beckengurten. Er weiß: Je höher die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs, desto größer die Kräfte, die auf einen Körper einwirken. Bei einem Aufprall kann es zu Schädel- und Halswirbelverletzungen oder Oberschenkelbrüchen kommen. Nils Ivar Bohlin entwickelt den Drei-Punkt-Sicherheitsgurt und lässt ihn 1958 für Volvo patentieren. Ein Jahr später wird der Gurt erstmals serienmäßig in einen Buckel-Volvo eingebaut.

Deutschland: Heiße Diskussion über platte Brüste

Im Jahr 1971 sind in Westdeutschland 21.332 Verkehrstote zu beklagen. Mehr als jemals zuvor. In der Folge wird Tempo 100 auf Landstraßen eingeführt und die Promillegrenze auf 0,8 festgelegt. Das reicht nicht aus, um die Zahl der Verkehrstoten deutlich zu senken. Ab 1974 müssen in Neuwagen Sicherheitsgurte eingebaut werden und am 1. Januar 1976 wird die Anschnallpflicht auf dem Vordersitz eingeführt. 1984 wird diese auf die Rücksitze ausgeweitet.
Es kommt zu einem Aufschrei im Land. Im Mittelpunkt steht die Angst, im eigenen Auto gefesselt zu sein. Horrorgeschichten machen die Runde. Frauen befürchten, einen platten Busen zu bekommen. Der Widerstand ist riesig, die Autofahrer verschmähen die Neuerung.
Erst als ein Bußgeld von 40 Mark eingeführt wird, sinkt nach und nach die Zahl der Gurtverächter. Heutzutage schnallen sich bundesweit etwa 95 Prozent der Autofahrer an. Das hat signifikante Auswirkungen: Im Jahr 2016 sterben in Gesamtdeutschland im Straßenverkehr 3280 Menschen – und das obwohl viel mehr Fahrzeuge mit höherer Geschwindigkeit und bei stärkerem Verkehrsaufkommen unterwegs sind.
Im Jahr 1985 erklärt das Deutsche Patentamt den Drei-Punkt-Sicherheitsgurt zu einer der acht wichtigsten Erfindungen der vergangenen 100 Jahre.